Warum FoodCoops – und was hat das mit Ernährungssouveränität zu tun?

Warum stecken immer mehr Menschen ihre freie Zeit und Energie in den Aufbau von FoodCoops, anstatt den bequemen Weg in den nächstgelegenen Supermarkt zu gehen? Der Einzelhandel hat das Segment der „bewussten Konsument*innen“ doch längst als kaufkräftige Zielgruppe ausgemacht und setzt verstärkt auf bio, regional und fairtrade.

FoodCoop-Mitgliedern geht der Ökotrend innerhalb des konventionellen Lebensmittelsystems jedoch nicht weit genug. Sie definieren ihre Rolle als Konsument*in nicht allein dadurch, sich von romantisierenden Werbebotschaften zum Kauf von Bioprodukten bewegen zu lassen. Konsument*innendemokratie bedeutet für sie nicht, vor dem Supermarktregal zu entscheiden, ob sie den Gewinn der Handelskette mit dem Premium- oder dem Billigprodukt steigern.

In einer FoodCoop definieren die Mitglieder Auswahlkriterien für das Sortiment und die Art und Weise der Verteilung selbst, wählen gemeinsam Produzent*innen, und entscheiden miteinander über finanzielle Angelegenheiten (z.B. Mitgliedsbeitrag). Die Mitbestimmung aller Mitglieder einer FoodCoop in Entscheidungsprozessen ist ein Ansatz zur Redemokratisierung des Lebensmittelsystems.

„Fairtrade“ bleibt nicht nur ein Schlagwort. Die Wertschöpfungskette besteht aus Produzent*innen und Konsument*innen, wobei die Mitglieder wissen, dass ihr Geld in der Regel zu 100 % bei den Höfen ankommt. Diese Grundsätze sowie das ehrenamtliche Engagement und der generelle Non-Profit-Gedanke in den FoodCoops sorgen für angemessene Preise auf Konsument*innen- und Produzent*-innenseite.

Grafik von https://gafinen.com unter CC-BY-NC-SA Lizenz

Die Idee einer FoodCoop ist es, dass Vertrauen nicht allein auf der Ebene von Kontrollstellen und Gütesiegeln liegt, sondern auf direkten Kontakten basiert. Durch Besuche und auch Mithilfe auf den Bauernhöfen erhalten die Konsument*innen einen Einblick in die Produktion ihrer Lebensmittel und die Produzent*innen erfahren Wertschätzung für ihre Arbeit. Einen bedeutenden Beitrag zur Stärkung von Ernährungssouveränität leisten FoodCoops durch ihren praxisorientierten Zugang zum Thema.

Ein zentrales Motiv einer FoodCoop beizutreten ist die gezielte Unterstützung von kleinstrukturierter, regionaler und biologischer Landwirtschaft. Durch die Mitgliedschaft in den Vereinen entsteht ein Prozess, bei dem Konsumgewohnheiten Schritt für Schritt verändert werden können und Wissen gemeinsam gesammelt wird. Denn FoodCoops sind durch ihre Organisationsform nicht nur Lebensmittellager, sondern auch sozialer Treffpunkt. Die Mitglieder nehmen, neben den Lebensmitteln, auch Informationen und Erfahrungen mit nach Hause.