Was ist eine FoodCoop?

 

‚FoodCoops sind nicht gewinnorientierte, selbstverwaltete Gemeinschaften, die eine Infrastruktur zur Besorgung und Verteilung von fairen und nachhaltigen Produkten (hauptsächlich Lebensmittel) bieten. Alle Mitglieder einer FoodCoop müssen das Recht zur Mitbestimmung haben.’ (Definition laut Vernetzungstreffen Februar 2017 in Wien)

 

Eine FoodCoop (Food Cooperative, zu Deutsch: Lebensmittelkooperative) ist der Zusammenschluss von Personen und Haushalten, die selbstorganisiert biologische Produkte direkt von lokalen Bauernhöfen, Gärtnereien, Imkereien etc. beziehen.

FoodCoops verstehen sich als eine Alternative zum aktuell vorherrschenden Lebensmittelsystem, denn:

• Die Anonymität zwischen Produzent*innen und Konsument*innen wird aufgehoben.

• Lebensmittel sind saisonal, regional sowie ökologisch nachhaltig und sozial gerecht produziert.

• Anfallende Aufgaben wie Abholung, Lagerdienst, etc. werden selbst organisiert.

• Gemeinsame Entscheidungen werden basisdemokratisch getroffen.

 

 

Für Detailinformationen empfielt es sich diesen Rückblick zu lesen, der zu Beginn 2018 von Mitgliedern der IG FoodCoops geschrieben wurde:

 

Erfolgsgeschichte FoodCoops? 

Im Frühjahr 2007 gründen gut ein Dutzend junger Leute in Wien den Verein „Bioparadeis“. Die erste FoodCoop Österreichs hat den Anspruch, eine Alternative zu industrialisierter Lebensmittelproduktion und zentralisierten Handelsstrukturen aufzubauen. Mitglieder beziehen bis heute gemeinsam bio-regionale Lebensmittel von Produzent*innen, mit denen sie in möglichst direktem Kontakt stehen. Die Initiative ist selbstverwaltet, basisdemokratisch und nicht gewinnorientiert organisiert. Seit 2013 kommt es zu einem starken Wachstum der FoodCoop-Szene und vermehrter medialer Aufmerksamkeit.

 

Zeit für eine Bilanz:

Lebensmittelkooperativen sind in Ländern wie Deutschland, Italien, den USA und Japan seit Jahrzehnten etabliert. In Österreich existieren derzeit ca. 80 Initiativen, sowohl in größeren Ballungsräumen als auch in ländlichen Regionen, die sich selbst um die Beschaffung ihrer Lebensmittel kümmern.

Das Jahr 2017 ist ein ereignisreiches für die Bewegung: die FoodCoops feiern in Wien beim großen „10 Jahre FoodCoops“-Fest ihr 10-jähriges Bestehen. Zudem wird die seit längerem im Entstehen begriffene Interessensgemeinschaft (IG) FoodCoops mit dem Ziel gegründet, FoodCoops zu unterstützen und die Vernetzung bzw. Zusammenarbeit zu stärken.

Die Foodcoop-Mitglieder waren anfangs eine eher homogene Gruppe (jung, meist studierend). Wenn auch heute noch die Idee, vor allem in den Städten, weiterhin überwiegend von dieser Gruppe getragen wird, ist hier ein Wandel zu beobachten: vor allem in ländlichen Regionen engagieren sich zunehmend mehr Menschen aller Alters-, Einkommens- und Bildungsschichten.

Für kleinstrukturierte Direktvermarkter*innen stellen FoodCoops eine gute Ergänzung zu Bauernmärkten und Bioläden dar. Ausschließlich davon leben kann jedoch noch kein Betrieb und das wirtschaftliche Risiko liegt – anders als bei anderen Modellen (z.B. Community Supported Agriculture, kurz CSA) – alleine bei den Produzent*innen.

Auch wenn die Berichte in den Medien viel Aufmerksamkeit nach sich gezogen haben, ist dem überwiegenden Teil der österreichischen Bäuerinnen und Bauern diese alternative Vermarktungsform nicht bekannt. FoodCoops eignen sich in erster Linie für kleinstrukturierte Direktvermarkter*innen mit breitem Sortiment, die bereit sind, sich auf die strukturellen Bedingungen (wie z.B. Internetbestellungen) der FoodCoops einzulassen.

Von einem Siegeszug der FoodCoops zu sprechen scheint also verfrüht. Die Entwicklung in den letzten Jahren zeigt jedoch: Foodcoops funktionieren und ihre Anzahl nimmt beständig zu.

 

Warum FoodCoops – und was hat das mit Ernährungssouveränität zu tun?

Warum stecken immer mehr Menschen ihre freie Zeit und Energie in den Aufbau von FoodCoops, anstatt den bequemen Weg in den nächstgelegenen Supermarkt zu gehen? Der Einzelhandel hat das Segment der „bewussten Konsument*innen“ doch längst als kaufkräftige Zielgruppe ausgemacht und setzt verstärkt auf Bio, regional und Fairtrade.

FoodCoop-Mitgliedern geht der Ökotrend innerhalb des konventionellen Lebensmittelsystems jedoch nicht weit genug. Sie definieren ihre Rolle als Konsument*in nicht allein dadurch, sich von romantisierenden Werbebotschaften zum Kauf von Bioprodukten bewegen zu lassen. Konsument*innendemokratie bedeutet für sie nicht, vor dem Supermarktregal zu entscheiden, ob sie den Gewinn der Handelskette mit dem Premium- oder dem Billigprodukt steigern.

In einer FoodCoop definieren die Mitglieder Auswahlkriterien für das Sortiment und die Art und Weise der Verteilung selbst, wählen gemeinsam Produzent*innen, und entscheiden miteinander über finanzielle Angelegenheiten (z.B. Mitgliedsbeitrag). Die Mitbestimmung aller Mitglieder einer FoodCoop in Entscheidungsprozessen ist ein Ansatz zur Redemokratisierung des Lebensmittelsystems.

“Fairtrade“ bleibt nicht nur ein Schlagwort. Die Wertschöpfungskette besteht aus Produzent*innen und Konsument*innen, wobei die Mitglieder wissen, dass ihr Geld in der Regel zu 100 % bei den Höfen ankommt. Diese Grundsätze sowie das ehrenamtliche Engagement und der generelle Non-Profit-Gedanke in den FoodCoops sorgen für angemessene Preise auf Konsument*innen- und Produzent*-innenseite.

Die Idee einer FoodCoop ist es, dass Vertrauen nicht allein auf der Ebene von Kontrollstellen und Gütesiegeln liegt, sondern auf direkten Kontakten basiert. Durch Besuche und auch Mithilfe auf den Bauernhöfen erhalten die Konsument*innen einen Einblick in die Produktion ihrer Lebensmittel und die Produzent*innen erfahren Wertschätzung für ihre Arbeit. Einen bedeutenden Beitrag zur Stärkung von Ernährungssouveränität leisten FoodCoops durch ihren praxisorientierten Zugang zum Thema.

Ein zentrales Motiv einer FoodCoop beizutreten ist die gezielte Unterstützung von kleinstrukturierter, regionaler und biologischer Landwirtschaft. Durch die Mitgliedschaft in den Vereinen entsteht ein Prozess, bei dem Konsumgewohnheiten Schritt für Schritt verändert werden können und Wissen gemeinsam gesammelt wird. Denn FoodCoops sind durch ihre Organisationsform nicht nur Lebensmittellager sondern auch sozialer Treffpunkt. Die Mitglieder nehmen, neben den Lebensmitteln, auch Informationen und Erfahrungen mit nach Hause.

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