Erfolgsgeschichte FoodCoops?

Im Frühjahr 2007 gründen gut ein Dutzend junger Leute in Wien den Verein „Bioparadeis“. Die erste FoodCoop Österreichs hat den Anspruch, eine Alternative zu industrialisierter Lebensmittelproduktion und zentralisierten Handelsstrukturen aufzubauen. Mitglieder beziehen bis heute gemeinsam bio-regionale Lebensmittel von Produzent*innen, mit denen sie in möglichst direktem Kontakt stehen. Die Initiative ist selbstverwaltet, basisdemokratisch und nicht gewinnorientiert organisiert. Seit 2012 kommt es zu einem starken Wachstum der FoodCoop-Szene und vermehrter medialer Aufmerksamkeit.

Zeit für eine Bilanz:

Lebensmittelkooperativen sind in Ländern wie Deutschland, Italien, den USA und Japan seit Jahrzehnten etabliert. In Österreich existieren derzeit über 110 Initiativen, sowohl in größeren Ballungsräumen als auch in ländlichen Regionen, die sich selbst um die Beschaffung ihrer Lebensmittel kümmern.

Das Jahr 2017 ist ein ereignisreiches für die Bewegung: Die FoodCoops feiern in Wien beim großen „10 Jahre FoodCoops“-Fest ihr 10-jähriges Bestehen. Zudem wird, nachdem es bereits jahrelang Vernetzungstreffen zwischen den FoodCoops gab, die Interessensgemeinschaft (IG) FoodCoops mit dem Ziel gegründet, FoodCoops zu unterstützen und die Vernetzung bzw. Zusammenarbeit zu stärken. Nachdem die Vernetzung während der Corona-Pandemie mangels Treffen zurückging, bauen wir diese aktuell wieder auf und organisierten 2023 wieder ein österreichweites Vernetzungstreffen.

Grafik von https://gafinen.com unter CC-BY-NC-SA Lizenz

Die FoodCoop-Mitglieder waren anfangs eine eher homogene Gruppe (jung, meist studierend). Wenn auch heute noch die Idee, vor allem in den Städten, weiterhin überwiegend von dieser Gruppe getragen wird, ist hier ein Wandel zu beobachten: Vor allem in ländlichen Regionen engagieren sich zunehmend mehr Menschen aller Alters-, Einkommens- und Bildungsschichten. Dort können FoodCoops auch die Rolle von fehlenden Nahversorgern übernehmen.

Für einige Betriebe sind FoodCoops zu einem wichtigen Vertriebszweig geworden bzw. stellen eine gute Ergänzung zu Bauernmärkten und Bioläden dar. Ausschließlich davon leben kann jedoch noch kein Betrieb und das wirtschaftliche Risiko liegt – anders als bei anderen Modellen (z.B. Community Supported Agriculture, kurz CSA) – alleine bei den Produzent*innen. FoodCoops eignen sich in erster Linie für kleinstrukturierte Direktvermarkter*innen mit breitem Sortiment, die bereit sind, sich auf die strukturellen Bedingungen (wie z.B. Onlinebestellungen) der FoodCoops einzulassen.

Die Entwicklung in den letzten Jahren zeigt: FoodCoops funktionieren und ihre Anzahl nimmt beständig zu. Neben Wien haben sich FoodCoops besonders in Oberösterreich verbreitet. Dazu hat die Initiative Appetit auf Gutes seit 2014 maßgeblich beigetragen. Das Bundesland bietet eine Anschubfinanzierung für FoodCoops an, was die Gründung neuer Initiativen erleichert. Im Süden Österreichs gibt es hingegen die geringste FoodCoop-Dichte – hier besteht also noch besonders viel Potential. Wo sich die meisten FoodCoops befinden, lässt sich auch auf unserer FoodCoops-Karte (Version mit Clustern) gut erkennen.

FoodCoop-Dichte: Anzahl der FoodCoops im Vergleich zur Bevölkerung (2024)